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DAS SELBE VERFLUCHTE MEER

July 17, 2018
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Heute war ich schnorcheln. Im Meer. 
Wasser ist alles für mich. 
Ich bin ein besserer Mensch am Wasser. 
Und im Wasser fühl ich mich auch so. 

Wir sind mit einem Boot raus. 50 Shades of Blau. Wind im Gesicht. Ich fühlte mich ziemlich sehr gut. Und ziemlich sehr lebendig. 

Aber während ich im glasklaren Wasser tauche und alles in mir denkt: So will ich leben - da wird mir klar, dass im selben Meer zur selben Zeit Menschen sterben. 

Zurück an Bord teile ich meinen Gedanken. Es ist das selbe verfluchte Meer. Wir schnorcheln. Sie sterben. Wir reden über diese verfluchte Ohnmacht. Dieses Gefühl, dass man ja eh nichts ändern kann. Dass man ein verflucht privilegierter weißer Mensch ist. Und nichts, aber halt absolut gar nichts dafür kann, dass man so verflucht weiß und so verflucht privilegiert ist. Was soll man denn machen? Ein Post für Ärzte Ohne Grenzen, SOS Mediterranee - ein Hashtag - ein Aufruf - eine Spende? 

Und alles in mir schreit. Klar: Mach Lärm. Für alle, die was tun. Für die, die an ihrer Hilfe gehindert werden. Mach Druck. Geb Geld. Oder Zeit. Irgendwas geht immer. 

Aber hör auch einfach mal auf, so rumzuheulen. Was für ein verfluchtes Privileg, darüber rumheulen zu können, dass man sich ob all der Weißheit (ß nicht s!) - ob all der Privilegien so verflucht ohnmächtig fühlt!

Ich denke an einen Freund meiner Mama. Der meiner kleinen Schwester, als sie mit 6 Jahren zum ersten Mal in XXX war und weinte, weil sie sich so verflucht ohnmächtig und privilegiert fühlte:

Heul nicht rum. Mach was draus. Nutze deine verfluchten Privilegien. Jeden einzelnen Tag. Geh in die Schule, geh studieren - mach eine Ausbildung, Reise. Was auch immer. Aber lebe - und zwar jeden Tag. Ist ja nicht deine Schuld, dass Du so verflucht weiß und privilegiert bist. Aber wenn Du daraus nichts machst, dann halt schon. Kannst ja nichts dafür, dass die Welt so ist, wie sie ist - mit deinen 6 Jahren. Aber wenn Du Dein Leben lang ohnmächtig rumheulst und Deine Privilegien verfluchst, statt sie zu nutzen, dann halt schon.

Also denk ich mir, Marie, geh tauchen und freu dich, dass Du wieder auftauchst - und dann nutz die Kraft, die Dir das gibt und mach was. Spende ist raus. Und dieser Text nun auch. Manchmal wünschte ich, ich wäre wie meine Eltern eine Medizinerin, die konkret helfen kann. Bin ich aber nicht. Ich erzähl Geschichten. Also mach ich das. Keine Ahnung, was Du machst. Aber mach es. 

Denn während wir im Meer schnorcheln, sterben neben uns Menschen. Und das ist sehr wahrscheinlich nicht deine Schuld*. Aber wenn Du deswegen nur rumheulst, dann halt schon.

*Es sei denn, Du bist einer dieser Horste, dann schäme Dich! Dafür, dass Du mit deinen verfluchten weißen Privilegien nichts besseres zu tun weißt, als sie um jeden Preis zu verteidigen. Dass Du Dich aktiv für Ungerechtigkeit in dieser Welt stark machst. RetterInnen kriminalisierst. Und daran Schuld bist, dass Menschen in dem Meer ertrinken, in dem deine Enkelkinder schnorcheln. Dass es das ist, was Du mit deiner Zeit und Macht tun willst - dafür seist Du verflucht. Du widerlicher weißer privilegierter Mensch. 

Aber wegen Dir verharre ich nicht in Ohnmacht. 
Ich tauche. Und tauche wieder auf. Und hab jede Menge Wut mit im Bauch. 

 

 

 

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ES IST SO.

Ich lüge nicht.
Ich erzähl Geschichten.


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